TIM BECKER
ART
Werke aus UNIVERSUM UNIVERSALIS verweisen auf die Unergründlichkeit der Welt und menschliche Sehnsucht nach Gewissheit. Tim Becker wagt den intuitiven und imaginären Blick über den Rand der Dimensionen.
Seine Auseinandersetzungen in UNIVERSUM UNIVERSALIS kann man teilweise als ontologisch bezeichnen, also die Frage nachdem, was es heißt, warum etwas existiert und wie die Dinge im Verhältnis zueinander stehen. Während sich die formale Ontologie mit logisch-philosophischen Fragen beschäftigt, lässt Tim Becker metaphysische Ansätze zu. Die Symbolik seiner Werke zieht Parallelen zwischen unserer Psyche und was uns die Welt zeigt. Sind wir Teil des Universums oder ist es in uns?
Die größtenteils landschaftlich lesbaren Werke bilden die Bühne mit mehreren Ebenen. Tim Becker lässt meist eine Horizontlinie erahnbar. Der Horizont kann zum Sinnbild eines Ergeignishorizonts werden, also zu einer dimensionalen Grenze. In einigen Werken befindet sich der Betrachter mitten im Raum, umgrenzt oder frei schwebend im Amorphen.
Einige der Umsetzungen enthalten realistische, partiell figürliche Darstellungen oder Notate mit Symbolcharakter, wie z. B. Rehe, Pferde oder verortbare Landschaften und Städte. Spuren der Entstehung des Werks, seiner Entwicklung, Skizzierung und Destruktion, also Teile des Schaffensprozesses bleiben bewusst sichtbar.
Neben Acrylfarben auf unterschiedlichen Bildträgern, wie Holz, Leinwand, Forex, Acrylglas, finden auch Blattgold, Silber, Blei, Asche, Glas und Bienenwachs Verwendung. Als zusätzliches Ausdrucksmittel setzt Becker auf Bewegtbild und produziert Videos, die das Thema beleuchten. Wie in seinen anderen Werkthemen bewegt sich Becker häufig zwischen Mikro- und Makrokosmos und kombiniert diese.
Nach Descartes lässt sich alles, was wir wahrnehmen und als Wahrheit annehmen, auch infrage stellen. Schließlich könnte es sich dabei auch um Sinnestäuschungen handeln. Alles, was passiert, geschieht letztendlich im Gehirn. Doch nach Descartes bleibt eine Wahrheit bestehen: Wir mögen zwar Sinnestäuschungen ausgesetzt sein, sind aber auch in der Lage, über diese nachzudenken. Dass wir denken, setzt die Existenz unseres Ichs voraus. Sobald wir denken, können wir uns zumindest einer Sache sicher sein: unserer eigenen Existenz. Die Quintessenz steckt in Descartes berühmten Satz: Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich.
Aus der Erkenntnistheorie Descartes, Gedanken über künstliche Intelligenz, Platons Höhlengleichnis, dem Zen-Buddhismus und der Bibel. Im Zentrum steht die Suche nach Wahrheit, Freiheit und vor allem die Frage: was ist die Wirklichkeit?
Cities
Harbour Stars (Video)
Die aktuelle Entschlüsslung des Atoms besagt, dass ein Atom vornehmlich aus Nichts besteht – hauptsächlich aus energetischen Zuständen.
Mit diesem Wissen betrachte ich staunend die uralte Frage: Was ist Wahrheit? Können wir unserer Wahrnehmung trauen? Unterliegt die menschliche Erkenntnis Täuschungen? Ist die Vorstellung unserer Umwelt nur eine Illusion?
Was wäre, wenn Objekte einen Willen besäßen, welcher die Energiestruktur seiner einzelnen Atome beeinflussen kann? Wie würde sich das auf die uns bekannten physikalischen Gesetze auswirken?
Die Objekte hätten dann zum Beispiel die Fähigkeit, ihre Position im Raum selbst zu bestimmen. Als Künstler kann ich dieser Möglichkeit vorgreifen und einzelnen Objekten diesen Willen geben.
Prinzipien des Beugens
im Universum Universalis-Kontext
Seit der Einführung der Umwelt in den Kampf der Kontrahenten, d.h. der im 20. Jahrhundert umfangreich begonnen Methodik nicht mehr direkt auf den Körper des Feindes, sondern auf dessen Umwelt zu zielen, gleicht die Kriegs-Terrorangst einer ohnmächtigen Naturkatastrophenangst. Menschen planen Katastrophen für andere Menschen.
„Wir erleiden Krieg und Terror naturkatastrophal, also völlig wehrlos. Heute können Menschen explodieren, vom Himmel kann es Feuersturm regnen, der Boden kann uns zerfetzen und wenn wir uns tief in ihm verstecken, können uns die ‘Lungenbrecher’ holen. Selbst unsere atembare unhinterfragt konsumierte Atmosphäre kann feindlich werden und ein Gift bergen.“
In seinen installativen Wandobjekten aus Acryl, Draht und Holz hinterfragt Tim Becker die Prinzipien militärischer Durchsetzung und atomterroristischer Eingriffe. Es stellt sich die Frage, inwieweit Terrorismus nicht als Feindbild zu bezeichnen, sondern eher als Kampfmethode zu verstehen ist. Beckers Werke lassen das attentäterische Prinzip in Kriegskatastrophen erahnen.
„Die Verwundbarkeit unserer Lebensbedingungen ist explizit geworden. Unsere stumm vorausgesetzte Überlebensumwelt befindet sich im Fadenkreuz. Geschlossene Atmosphären werden durchlöchert, Schützendes durchdrungen.“
>>> Weitere Infos siehe Ursprungsthema